PARAPLUIE
Parapluie ist Beobachtung und Flucht zugleich; der Blick auf das Leben durch eine dicke Glasscheibe. Parapluie ist ein Unwetter an einem Herbsttag, während man auf der Fensterbank den Regentropfen und der Welt hinterherschaut. So beschrieb der Komponist Tore Klein den Titel des gleichnahmigen Albums. Ihm war besonders wichtig, dass das Corporate Design für seine erste EP eine Idee bezüglich des musikalischen Genres eröffnet. Neben dem Coverdesign sollten noch Visitenkarten und ein Notenheft entwickelt, sowie ein Musikvideo und zwei Fotoshootings durchgeführt werden.
Manche Tage legen sich wie ein Schleier über die Hektik der Welt. Meist sind es die gewöhnlichen, normalen Tage, die sich langsam in einen Dunst aus Träumereien und Melancholie auflösen und alles außer dem Selbst verblassen lassen. Es sind besondere Momente, und man findet sie nur schwer, am wenigsten, wenn man danach sucht. Das Leben gibt nicht viele von ihnen her, und doch existieren sie. An solchen Tagen fällt die Welt ein Stück hinter der Wirklichkeit zurück, und für eine Weile verkommt die Realität zu einer abstrakten Illustration hinter einer Scheibe aus Glas. Die eiligen Schritte der Menschenmassen auf dem Gehweg, das heisere Kreischen der Straßenbahn und das monotone Klicken der Fußgängerampel verschmelzen zu einer dumpfen, klanglosen Kulisse. Autos und Häuser verschwimmen zu vagen Schemen, verwaschene Objekte im Nebel der Unwirklichkeit. Und dann fängt es an zu regnen. In beharrlichen kleinen Tropfen ergießt sich der Himmel über der Stadt. Schon bald flutet ein Meer aus schwarzen Regenschirmen die Gehwege. Wie Farbkleckse sprenkeln sie die grauen Betonlandschaften, während der Regen die ganze Welt einhüllt. Doch die Tropfen perlen ab von der dicken Glasscheibe der Wirklichkeit. Du wirst nicht nass. Die Heizung in deinem Zimmer knackt, und die Bäume vor deinem Fenster beugen sich stumm im Herbstwind. Das Treiben auf den Straßen erlischt langsam mit der Dämmerung. Und mit der wohligen Gewissheit, morgen selbst wieder ein Regenschirm im großen Ganzen zu sein, gehst du zu Bett.
Vielen Dank!
