In search of the devil in the streets of Belgrade (2019)
Im September 2019 besuchte ich die Fotografie Sommerschule ,,Nova Acedemy'' in Belgrad, Serbien. Der Gastdozent Radivoje Dinulović, Professor für Architektur, hielt einen emotionalen Vortrag über sein verlorenes Land. Direkte Auszüge:
Seine Aussagen sind ohne Zweifel kritikfähig, wenn man betrachtet wie schrecklich Jugoslawien bisweilen war - bezogen auf Kriegsverbrechen und Massaker mit hunderttausenden Toten (siehe Link: Massaker von Srebenica). Allerdings verstehe ich, dass er sich seiner Wurzeln beraubt fühlt, weil er in eine ,,Idee'' hineingeboren wurde, die vor Vitalität und Patriotismus strotzte. Es geht um ein Gefühl und nicht um historische Tatsachen, mit denen er oder seine Nächsten direkt nichts zu tun hatten.
Immer wieder betonte Dinulović, dass mittlerweile die Amerikanisierung in Form eines Teufels in Serbien Einzug erhalten habe. Weil er es nicht genauer ausführte, stellte sich für mich die Frage, in welcher Gestalt der Teufel eigentlich auftritt? Ist es die amerikanischte aller amerikanischen Marken Coca Cola? Oder ein ,,Stop''-Schild anstatt зауставити? Oder ist es die serbische Nationalflagge, welche die Trennung von den anderen Staaten betont? Oder der Alkohol, Graffiti-Schmierereien an Wänden und Müll?
Letztendlich soll meine Foto-Dokumentation mehr Fragen aufwerfen als zu beantworten und einen Einblick in Straßen-Szenen in Belgrad geben. Auch aktuell leben wir in einer Krisenzeit und da stellt sich immer die Frage, wie weit das Individuum auf politisches Geschehen reagiert oder sich ins Private zurückzieht und Ideen wach hält, die mit Familie, Heimat, Wurzeln, Stolz uvm. verbunden sind.
Für das Online-Magazin jetzt.de habe ich Anfang 2020 Interviews mit Nordmazedonier*innen und einem Albaner geführt, um deren Meinungen zu einem möglichen EU-Beitritt zu erfahren. Auch hier spielte Jugoslawien eine Rolle. (Hier geht's zum Artikel).
